Leseprobe
Fridolin greift ein
…
Sein Handy sollte ihn um Mitternacht wecken. Um diese Zeit würde sein Großvater sicher schlafen, und er konnte gefahrlos zum Schuppen gehen. Als er die Augen aufmachte, war es schon fast zwei Uhr. Hölle, er hatte verschlafen, das Handy hatte ihn nicht geweckt. Er horchte noch einen Moment angestrengt in die Nacht, alles war ruhig. Großvater schlief tief und fest, sein Atmen war das einzige Geräusch, was gerade sein Ohr erreichte. Vorsichtig schlich er sich aus seinem Bett, seine kurze Hose und sein Shirt hatte er einfach angelassen, also brauchte er jetzt nur noch seine Schuhe zu greifen. Die Treppe schaffte er in neuer Bestzeit und auch der Weg zum Schuppen klappte, dank dem Licht des Leuchtturms, schnell und ohne Probleme. Außer Atem kam er an sein Ziel und erreichte den Schuppen. Voll freudiger Erwartung auf Ontario suchte er die Gegend ab. Abrupt blieb er stehen, da saß ja sein grüner Freund – aber was für ein erschreckender Anblick. Fridolin musste zweimal hinschauen. Ontario saß wieder auf dem Steinhügel und schien ganz in Gedanken versunken. In Gedanken abwesend, schaute er unaufhörlich auf den Boden. Fridolin blieb stehen und beobachtete ihn einen Moment. Sein Freund wirkte heute so traurig, so verlassen. Seine mächtige, große, grüne Schwanzflosse, die beim letzten Mal so kraftvoll geleuchtet hatte, war nun ganz farblos. Alles in allem wirkte Ontario so grau. „Ontario, nicht erschrecken, ich bin hier!“ Fridolin stand jetzt fast vor ihm und sprach ihn leise an. Ontario drehte seinen Kopf, seine Augen wirkten groß und traurig. Ohne ihn zu begrüßen, begann Ontario mit leiser Stimme zu reden: „Ich weiß, dass du schon gestern angekommen bist, ich bin seit ein paar Tagen jede Nacht zum Leuchtturm geschwommen und habe geschaut, ob du endlich da bist. Gestern konnte ich das erste Mal deine Spur riechen. Ich habe dann versucht, kleine Steine an dein Fenster zu schmeißen. Aber selbst ich als Wassermann kann nicht so hoch werfen. Dann habe ich es mit Rufen probiert, dich aber auch da nicht wach bekommen. Und weil ich wieder ins Meer musste, ist mir die Idee mit den Muscheln gekommen. Gut, dass du endlich da bist, mein Freund. Ich brauche deine Hilfe.“
„Kein Problem, ich bin ja jetzt da.“ Fridolin holte tief Luft. „Brauchst du wieder ein Buch? Oder wie kann ich dir heute helfen? Es ist übrigens schön, dich zu sehen, auch wenn du gerade echt bescheiden aussiehst.“ Mit seiner lockeren Art versuchte er, die Situation etwas aufzulockern. „Charim hat Rosalie entführt!“ Ontarios ging gar nicht auf Fridolins Worte ein. Seine Stimme zitterte, als er weitersprach: „Wir hatten uns dank deiner Hilfe gefunden, und dank Romeo und Julia hat Rosalie mir endlich ihr Herz geschenkt. Nach einer angemessenen Zeit der Verlobung habe ich um eine Audienz bei Neptun gebeten und um ihre Flosse angehalten. Neptun war mit unserer Wahl einverstanden und hat uns die Ehe erlaubt. Wir waren so glücklich, haben angefangen zu planen. Wir wollten in der großen Kapelle von Pompei heiraten.“
„Pompei?“ Fridolin konnte nicht an sich halten! „Pompei ist doch vor langer Zeit im Meer versunken?!“
Ontario brachte das erste Mal so etwas wie ein leichtes Lächeln zustande. „Genau deshalb wollten wir da feiern, weil es unter dem Meer liegt, du verstehst? Wasserwesen feiern immer unter dem Meer.“
Grinsend entschuldigte sich Fridolin für seinen Fauxpas.
„Ist ja nicht schlimm, auf jeden Fall war die Kapelle reserviert, das große Wal-Orchester mit fünfundzwanzig Walen gebucht. Dazu hatten wir schon das Meeres-Buffett für zweitausend Gäste ausgesucht und die Hochzeitsmuschel inklusive sechs weißer Delfine bestellt. Die Einladungsmuscheln waren alle auf dem Weg und beide hatten wir nach langem Suchen endlich unsere Hochzeits-Traumflossen gefunden, es war alles perfekt. In sechs Wochen wären wir endlich ein Paar geworden. Und dann ist es letzte Woche passiert, sie wollte noch ein paar Tage mit ihren Freundinnen verbringen und dann zu ihren Eltern schwimmen – ich sollte sie nächste Woche dort wieder abholen. Aber da ist sie nie angekommen. Wir haben schon alles abgesucht, haben sogar gedacht, sie wäre vielleicht Malahat zum Opfer gefallen.“
„Malahat? Wer ist Malahat und warum zum Opfer gefallen?“ Fridolin war außer sich und konnte kaum noch stillsitzen, das Gehörte macht ihn nervös.
„Malahat ist der größte weiße Hai, der in allen Meeren lebt, er ist schon uralt, fast blind und kann sehr schlecht jagen. Deshalb verstößt er ab und an gegen den Ehrenkodex, dass man keine Wassermänner und Meerjungfrauen frisst. Wenn er auf der Jagd ist und es ihm gelingt, etwas zu fassen, kennt er kein Mitleid. Viele von uns haben Riesenangst vor ihm. Er hat auch keine Freunde und ist immer alleine. Aber er ist immer ehrlich und so bin ich in meiner Verzweiflung zu ihm geschwommen und habe ihn nach Rosalie gefragt. Beinahe hätte er mich erwischt, er war nämlich ziemlich schlecht gelaunt. Wahrscheinlich hatte er wohl schon länger nichts gefressen. Ich habe ihn gefunden, als er sich an einem großen Korallenriff auf die Lauer gelegt hatte. Er hat mir versichert, dass er sie weder gesehen noch gefressen hat, leider, wie er mir gestand. Ich war echt froh, dass ich ihn heil wieder verlassen konnte. Dann sind mir die Buckelwale eingefallen, weil die ja ständig umherziehen und sich untereinander gut verstehen. Sie können sich auch auf weite Entfernungen unterhalten. Sie wissen immer alles, was in den Meeren passiert. Oft bringen sie auch Nachrichten für einen von uns mit, sie sind unsere Unterwasser-Post. Für verliebte Pärchen fungieren sie als Amor, gerne bringen sie die Liebesbotschaften von einem zum anderen. Der Anführer der Wale, Old Big, ist mit Neptun gut befreundet. So bat ich Neptun um Hilfe. Mein Vater hat sich dann, obwohl er ganz wenig Zeit hatte, mit Old Big getroffen und ihm von meiner Situation berichtet und ihn um Hilfe gebeten. Old Big versprach ihm, sofort zu helfen. Innerhalb von nur zwei Tagen hatte sich Old Big mit verschiedenen anderen Walherden verständigt, fast jeder Wal wusste nun, dass Rosalie verschwunden war und hielt Ausschau nach ihr. Das Warten auf Nachricht war fast unerträglich. Dann ging es auf einmal ganz schnell, es kam eine Nachricht von einer Herde, so circa tausend Seemeilen von hier. Erst hatte man nur Rosalie gesehen, dann aber sehr schnell erkannt, dass sie in Begleitung von Charim war –und das sicher nicht freiwillig. Charim hatte Rosalie an einer Kette, die er um ihre zarten Handgelenke geschlungen hatte und zog sie hinter sich her. Die Wale meinten, sie hätte sehr unglücklich ausgesehen. Sie konnten zwar nicht eingreifen, aber sie hatten die beiden eine Weile beobachtet, und da hatte sich ihre erste Vermutung bestätigt. Sie befanden sich auf der Route zum Barrier Reef. Die Wale waren auch der Meinung, Charim hätte am Barrier Reef sicher die besten Möglichkeiten, sich zu verstecken. Nirgends gäbe es so viele Unterwasser-Höhlen wie dort. Wenn sie erst mal da wären, könnte man sie kaum finden. Ich hatte es immer gespürt, Charims Liebe zu Rosalie war noch nicht erloschen, selbst nachdem sie sich ganz offiziell für mich entschieden hatte. Aber dass er so weit gehen würde, hätte ich mir niemals träumen lassen.“ Fridolin merkte Ontario an, wie traurig und verzweifelt er war. So viele Worte kamen selten aus seinem Mund, er redete gerade ohne Punkt und Komma. „Was können wir denn machen, um Rosalie zu retten? Hast du einen Plan? Und warum bist du eigentlich hier und nicht hinter den beiden her und versuchst, sie zu befreien?“ Fridolin klang verwirrt, so richtig begriff er die Situation noch nicht.
„Ich bin hier, weil ich deine Hilfe brauche, nur du kannst mir helfen!“ Ontario legte sein ganzes Herz, seine Wut und seine Trauer in diesen Satz.
Mit dieser Antwort hatte Fridolin nicht gerechnet.
„Warum kann nur ich dir helfen? Ich kann doch hier an Land gar nichts machen. Ich verstehe nicht!“
„Du bist der Auserwählte. Du hast die besondere Gabe. Du hast die Kraft, Charim zu finden und ihn auch zu besiegen.“ Ontarios Blick war jetzt ganz auf Fridolin gerichtet. „Spürst du es denn nicht?
…
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Wenn die Seele spricht, schreib ich ein Gedicht
Am Ende
Wenn die Liebe
geht,
wenn am Ende nur noch Verachtung steht,
schau zurück auf eine
schöne Zeit,
gingt ihr doch lange zu zweit.
Lebtet doch in einer
Haut,
mochtet ihr euch auch.
Teiltet Tisch und
Bett
und nicht nur manchmal war es nett.
Doch eines Tages,
langsam und still,
zog die Liebe aus.
Wo Träume und Wünsche
lebten,
kam nun Kummer und Gram ins Haus.
Lügen bestimmten den Tag, Tränen die Nacht.
Die Dunkelheit nahm
dir den Mann,
nahm dir die Kraft. Hast du versagt?
Doch dein Wille
ungebrochen,
kommst du nicht angekrochen.
Willst sie sehen,
diese andere Frau,
kennst du den Typ doch ganz genau.
Beobachtest sie
heimlich aus der Ferne,
wärst du die eine gerne.
Du siehst das Spiel
ihrer Augen,
das Lachen im Gesicht.
Die beiden verstellen sich nicht.
Haben gefunden nun ihr
Glück,
einer bleibt immer weinend zurück.
Mach dich gerade, ohne
Gehabe,
sei tapfer und dir treu,
zerstöre nicht vergangene Jahre.
Lass ihn gehen aus
freier Hand,
ihn hält nun ein anderes Band.
Am Ziel
Elf Männer mussten
reisen,
wollten es ganz Deutschland beweisen.
Auserkoren aus ganz vielen, sollten sie, die Besonderen, die Hoffnung aller Deutschen sein.
Viele Hürden mussten
sie nehmen,
sich dafür auch öfters quälen.
Denn ihr Wunsch war
die Unsterblichkeit, dafür war auch der Weg bis Brasilien
nicht zu weit.
Ehrgeizig zogen sie
ihre Kreise
auf der langen Reise.
Wollten sie so gerne ihre vier Sterne.
Getragen von vielem Hoffen und Sehnen konnten sie nicht untergehen.
Einer hatte es in der
Hand,
wählte er seine Spieler aus fürs Vaterland.
Traf er seine Wahl
auch mit Bedacht,
hat er auch Fehler gemacht.
Aber wieder aufstehen
war die Devise,
kämpfen die Maxime.
Wurden sie stärker mit
jedem Spiel,
lernten sie immer intensiver.
Nicht einer alleine
ist der Sieger,
elf Mann braucht das Spiel für den Sieg.
Einer für alle und
alle für einen,
sie schworen sich ein.
War der Gegner auch
manchmal stark,
er brachte unsere Jungs nicht ins Grab.
Mit stolzgeschwellter Brust und ganz viel Lust, im Spiel kamen sie dann auch zum Ziel.
In dieser einen, der
ganz besonderen Nacht,
hat einer den Traum wahrgemacht.
Nahm er sich den
Ball
und brachte eine Nation zu Fall.
Ein Schuss mit
Kraft
hat es wahrgemacht,
getragen von millionenfachem Schrei,
machte er sich frei.
Der Sieg war unser, der Lohn war gerecht.
Ein goldener Pokal wurde dann überreicht,
war ja schon mal nicht schlecht.
Dazu gab es den vierten Stern,
den hätte so mancher gern.
Aber der schönste
Lohn,
so muss es nun mal sein,
sollte der Stolz einer ganzen Nation
für euch sein ...
Was das Herz, der Kopf und der Bauch entscheiden,
können die Augen nicht zerstören …
Amors Sieg
Deine Schritte hallen durch die Nacht,
bin ich von ihnen freudig erwacht.
Mein Herz beginnt zu beben,
du bist wieder da, in meinem Leben.
Viel zu lange warst du dort,
an diesem so fremden Ort.
Damals musstest du gehen,
um endlich als Mann zu bestehen.
Deine Eltern schickten dich fort,
gönnten mir nicht ein Wort.
Ihr Geld und ihre Macht
haben dich dazu gebracht.
Gehorchen wolltest du denen,
die alles für dich gegeben.
Nun musst du bezahlen den Preis,
kein Entkommen aus dem Kreis.
Du bist hochwohlgeboren,
unsere Liebe schien verloren.
Doch Amor selten ein Spiel verlieren will,
vertraut er doch immer seinem Gefühl.
Uns hatte sein Pfeil getroffen,
unsere Liebe lässt ihn hoffen.
War die Zeit auch endlos lang
und unsere Herzen öfters bang,
ging unsere Liebe zur Hölle und zurück,
vertrauten wir doch immer auf unser Glück.
Unsere Gefühle haben es geschafft,
haben das Wunder vollbracht.
Endlich dürfen wir sein, was wir sind,
im Herzen füreinander bestimmt.
Angekommen
Angekommen bin ich
nun,
bin froh an meinem Ziele.
Wünsche, Träume hatte
ich,
suchte nur nach Liebe.
Zu groß die Lust, zu lang der Traum,
sollte endlich
Wahrheit werden,
füllen jeden Raum.
Wollte ihn berühren,
ihn spüren,
wollte in ihm sein,
wollte sein Begehren
schüren,
nie mehr ohne ihn sein.
Der Regen fiel, die Luft war kühl,
aber uns war es warm.
Lust auf rotem
Untergrund,
wir flogen unendlich weit.
Mond und Sterne
schauten zu,
es gab nur uns zwei.
Ließen uns fallen in
unsere Lust,
es gab kein Tabu, gab keinen Frust.
Es gab nur Nehmen und
Geben,
Befriedigen der Sucht.
So soll es immer
sein,
bin nun nicht mehr allein.
Meine Sehnsucht, meine
Lust,
gilt nur dir allein.
Du bist für mich
gemacht.
Wer hätte das gedacht?
Nie mehr lass ich dich
gehen.
Es kommt der Tag, du wirst es verstehen.